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Zwei Kaiserbesuche
Früher konnten wir von Besuchen preußischer Könige und Kronprinzen auf dem Bucher Schlosse berichten, so von Friedrich Wilhelm I. 1738
bei Staatsminister v. VIERECK (S. 99f.), Friedrich Wilhelm III. 1822 beim Staatsminister Otto v. VOß (S. 147), Friedrich Wilhelm IV. als Kronprinz 1821 (S. 147) und Kronprinz Friedrich Wilhelm. Zweimal erfreute
sich Buch auch des Besuches deutscher Kaiser. Am 7. und 8. September 1885 fanden in der Umgegend von Buch und Karow große Truppenübungen statt, die unsere Bevölkerung von
weit her in lebhafte Bewegung und freudige Erregung versetzten. Jung und Alt war auf den Beinen, ließ Arbeit Arbeit sein. Besonders fesselte das große Biwak, das für die Nacht zwischen Buch und Karow
aufgeschlagen war. Ihren Höhepunkt erreichte die Begeisterung, als am 7. September der altehrwürdige, 88 jährige Kaiser selbst zur Truppenbesichtigung erschien. Durch die Schulkinder der weiteren Umgegend
unter Führung ihrer Lehrer wurde der Kaiser am Bucher Bahnhof sowie von Vertretern des Gutes, der bürgerlichen und kirchlichen Gemeinden empfangen. Wie mag hier das „Heil dir im Siegeskranze“ aus
jungen und alten Kehlen geklungen haben! Noch heute erzählen ältere Leute leuchtenden Auges von dem tiefen Eindruck dieses Ereignisses. Wie diesen Eindruck Pfarrer GAREIS im
Konfirmandenunterricht auszuwerten verstand, erzählte mir eine Konfirmandin vom Jahre 1885. Bei der Erklärung wohl des ersten Gebotes wollte er den Begriff der „Ehrfurcht“ vor Gott entwickeln. Als dies
bei den Kindern Schwierigkeiten machte, frug er: „Was, meint ihr wohl, werde ich empfunden haben, als ich am 7. September vor unserem lieben, alten Kaiser stand, und er mir huldvoll die Hand reichte?“ -
„Ehrfurcht“ lautete die Antwort, die wohl manchen noch unvergeßlich gewesen ist. - Ein verändertes Buch fand der zweite Kaiserbesuch vor. Auf dem 1898 städtisches
Eigentum gewordenen Gelände des Gutes Buch erhoben sich die großen städtischen Anstalten des Wohlfahrtspflege: die III. Irrenanstalt, die Heimstätte für Lungenkranke, das Altersheim und die dazugehörige
Zentrale. Oberbürgermeister KIRSCHNER bewohnte als Sommersitz das Schloß. Da traf am 15. Oktober 1910 Kaiser Wilhelm II. im Auto in Buch ein, um die bereits vollendeten
Anstalten zu besichtigen. Auch die von Schwester Amanda geleitete, von Frl. KIRSCHNER geförderte Kleinkinderschule ließ er sich vorführen. Nach einem Mahle im Schlosse hielt hier dem Kaiser und andern
Teilnehmern Dr. KIEKEBUSCH einen denkwürdigen Vortrag über seine Entdeckung des Bronzedorfes auf dem Gelände der geplanten IV. Irrenanstalt in Buch (S. 11ff.)
Quelle: Q11
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